Jahrgang 1962

Interessant, sich sein Leben in Siebenjahresphasen zu betrachten!

Text bezieht sich auf die ‘Linien’ (Schlüsselabschnitte 1—6).
Manchmal engl. “Line” vor der Zahl, manchmal nicht:
nur Fotobearbeitungsgründe, keine Bedeutung.

In den ersten sieben Jahren, mithilfe unserer arg scheiternden Kleinfamilie und
ständiger Ortswechsel, wurzelten sich Rhythmusstörungen in meinen Grund und Boden,
war ich innerlich schon früh im Exil, und schaue ich auf Kinderfotos
in die Kamera, als wäre ich von Außerirdischen umgeben …?
Äußere Anforderungen habe ich brav und perfekt abgeleistet.

In der Schule fiel mir das so leicht, daß ich …
… die zweiten sieben Jahre mit dem emotionalen Schock begann,
statt in der zweiten Klasse in der dritten & vierten zu sitzen und trotzdem
noch intelligent genug zu sein, daß ich immer viel zuviel wußte:
deshalb ständig die Lehrerin fragen mußte, worum von alledem es ging,
wofür null Raum war, woraus ich lernte, daß in Wahrheit ICH der Alien war,
der eigentlich nie hineinpaßte und andere furchtbar anstrengte,
sobald er es versuchte.
Außerdem änderten sich die Familienverhältnisse
nach einer Ruhepause erneut, high voltage.
Ich bekam die ersten profunden Störungen ohne Namen
und Zugang zu einer Parallelwelt, die mir aufs unerklärlichste vertraut war.
Im Gegensatz zur Außenwelt, in der nichts zusammenpaßte.

In den dritten sieben Jahren, emotional ja schon so weit fort,
daß ich mir der wahren Betäubung lange, lange nicht gewahr werden würde,
baute ich mein Denken also auf einer “unverständlichen Außenwelt” auf.
In Geschichte und Sozialkunde lernte ich, daß die gegenwärtige Welt
noch das Harmloseste überhaupt in der Historie war, denn in DER
wimmelte es derart von Willkür, Ungerechtigkeit und Grausamkeiten
(wiederum ohne allzuviel Reaktion, als sei auch das “normal”),
daß es mich in der Tiefe meiner Zellen restlos aus der Fassung warf
und endgültig zur Außerirdischen machte …
vor allem im Denken, in all meinem einsamen Sehen.
Fühlen aber war ja gar nicht angesagt, am wenigsten
das Fühlen der Wut, dem zu Geschichte geronnenen Zorn,
der verborgen auf den kommenden Riß in der Biografie wartete,
auf daß er nach einer profunden Schwärze als rote Hitze endlich ans Licht kam.

In meinen zweiten (einund-)zwanzig Jahren — in der Großstadt nun —
habe ich im äußerlich Erwartbaren, grade umgekehrt als vorher,
eine endlose Abfolge des “Versagens” hingelegt, die keiner verstand,
am wenigsten ich selber, und eine Ausbildung nach der anderen abgebrochen.
Immer bekam ich etwas nicht hin und glaubte mich im falschen Fach
bis mir zu Beginn des letzten Siebtels, Mitte dreißig, aufleuchtete,
daß es die immerselben Zutaten waren, die mir nie eingingen …
und also kein Fachinhalt der Welt mich erlösen würde,
bei allem breitgefächerten Interesse —
(ich war längst ein Behördenfall)

— während in eben derselben Zeit, der “wilden”, um die ich ja froh bin,
ich etwas anderes innerlich Stück um Stück zusammensetzte,
nämlich mich: in den 1.000 Rollen, die die Großstadt bot.
Mit jeder eroberte ich etwas von mir zurück,
und jede Scholle in mir grub ich derart tief um, daß ich
durch mein eigenes Inneres und die Bücher, die Filme, die Gruppen
Verbindung bekam zu den Völkern und Kulturen der Vergangenheit,
der Menschheit der Zukunft und den Ideen von Gott und Göttin,
im Matriarchat war, in Avalon, in Kinderdörfern und Tempeln,
bei indianischen Völkern — und meine Frage nach der Herkunft
der Gewalt, meine innerste, restlos beantwortet wurde.
Wobei ich das mit der Menschheit der ZUKUNFT nicht wußte
und es für meine persönliche bodenlose Sehnsucht hielt.
Erst durch Richard Rudd fanden all die Ströme und Stränge
zusammen und ergab sich eine einzige sinnvolle Geschichte.
In vielem bin ich in der Zukunft und wußte es bloß nie.
So einfach ist das!

Die dritten (einund-)zwanzig Jahre … sie neigen sich bereits.
An deren Beginn, lange her, damals, nachdem ich also herausgefunden hatte,
daß “Gewalt produziert wird wie die Schuhe in der Schuhfabrik”
und mitnichten unabänderlich ist, dämmerte mir die Erkenntnis,
daß ich nicht die Welt verändern konnte, sondern mich verändern sollte.
Woraufhin ich lange durch die “Gewaltfreie Kommunikation” ging,
tief durch Walschs “Gespräche mit Gott” und zuletzt,
genau sieben Jahre vor dem Zeitenwechsel der Erde,
for good in die “Genschlüssel” … ein so schöner englischer Ausdruck,
der bedeutet, daß ich dort bleiben werde, und es fühlt sich an,
als meine ich da die nächsten Leben gleich mit und nicht nur dieses, haha!

In der dritten Phase bin ich weiterhin am äußeren Leben gescheitert,
mit dem, zugegeben, SEHR schmerzhaften Unterschied, daß es ja
immer weniger um das ging, was man von mir erwartete
und schon sehr um das, wonach ich mich sehne (😟) —
Zugehörigkeit, Beitragen, Gemeinschaftsleben, Zukunft herbeiholen, Schreiben.
(… an einem anderen Ort wohnen und dem zunehmenden Getöse entkommen.
Nicht mehr meinen Alltag alleine bewältigen, wo doch die Kräfte nachlassen.)

Nach dem ersten Siebtel dieser dritten Phase war ich
fünfzehn Jahre vor der Zeit in Rente geschickt worden!
(Die übliche Untersuchung entfiel: Meine Biografie sprach Bände,
natürlich aus Papier, da war wohl kein Platz mehr in den Regalen. 😂)

Nach dem zweiten Siebtel begann sich (leider) zu zeigen, daß
ich auch physisch meinem Alter an die fünfzehn Jahre voraus bin.
(Körper mußte ja auch immer viel leisten, der gute …)

Und in der Zeit erst — Ende fünfzig, bekamen meine Eigenarten einen weiteren,
den krönenden Namen: ADS/ADHS. Mir gingen ganze Kronleuchter darüber auf,
warum ich im “normalen Leben” nie lange hatte mitspielen können und was für
ein Leidensgenerator das ist: wenn der fremde Maßstab der eigene ist:
grad wie bei der Hochsensibilität —
als suche man als Adler im Hühnerstall zu leben,
als Elefant bei den Affen auf den Ästen zu hocken,
als Dackel bei den Giraffen mitzurennen und
bedrücke sich im Stillen, warum es nie, nie, nie, nie lange gutgeht.
Warum es einen schafft. Man hört ja nicht auf, es zu versuchen!
Inzwischen ist kein Tag mehr “normal”, aber ich weiß wenigstens warum. (☺️)

Genschlüssel! Das dritte Siebtel ist im Gange und mein Bauplan spricht:
daß mein Leben, nein, kein falsch eingelegter Film war oder
das Verpassen der richtigen Abfahrt schon vor langer Zeit, sondern
daß alles genau so eingeschrieben steht … ich habe nicht daran vorbei gelebt.

Der Weg hinaus aus dem Leid geht eben nicht nach links oder nach rechts,
nicht nach vorne oder hinten. Er ging auch nie dahin, was andere erwartet haben
und nicht mal dahin, wovon ich zu träumen meine (—sage ich lieber vorsichtig).
Er geht nur nach oben. Durch die Schattenfrequenzen hoch in das,
was ich beizutragen habe, wenn ich das Zeiträtsel durchschaue,
und das Rätsel meines sonderbaren Lebens überhaupt,
und immer ein bißchen klüger werde gegenüber dem,
was mein Schattenteam mir über mein Leben einflüstert.

Ans “Loslassen” ist kein leichtes Gewöhnen, oder.
Aber wann ging je etwas so, wie ich’s wollte?
Danke fürs Lesen. Life is such a mystery! (🙃)